Partizipation und Mitwirkung der Nutzer*innen im KIELER FENSTER

Das KIELER FENSTER bietet Unterstützungsleistungen an, die sich an den individuellen Bedürfnissen der einzelnen Nutzer*innen orientieren. Dabei ist uns eine respektvolle Begegnung auf Augenhöhe zwischen Mitarbeiter*innen und Nutzer*innen wichtig.

Dies spiegelt sich sowohl im persönlichen Kontakt von Nutzer*innen und Mitarbeiter*innen, als auch in der Bereitstellung von Partizipations- und Mitwirkungsmöglichkeiten für Nutzer*innen im KIELER FENSTER wider.

Im Betreuungsalltag und bei grundsätzlichen Entscheidungen, welche die Organisation des KIELER FENSTER und ihre Einrichtungen betreffen, sollen die Sichtweisen und Bedürfnisse der Nutzer*innen Berücksichtigung finden.

Übersicht über die Struktur der Nutzer*innenvertretung und die Beteiligungsmöglichkeiten im KIELER FENSTER

Im KIELER FENSTER gibt es für die Nutzer*innen verschiedene Möglichkeiten sich an den Angeboten zu beteiligen, eigene Fähigkeiten und Wünsche einzubringen, für die Interessen der Nutzer*innen einzutreten oder sich in den Strukturen des Vereins zu engagieren. Die zugrundeliegenden Regelungen sind unter anderem im Qualitätshandbuch des KIELER FENSTER beschrieben und verankert.

Grafik_Partizipation_KF
Übersicht über die Struktur der Partizipation und Mitwirkung im KIELER FENSTER

1. Nutzersprecher*innen in den Einrichtungen

Die Nutzer*innen der einzelnen Abteilungen des KIELER FENSTER wählen aus ihren eigenen Reihen ihre Nutzersprecher*innen. Diese sind wichtige Vertrauenspersonen und Ansprechpartner für die Nutzer*innen in der Einrichtung. Sie haben vor allem die Aufgabe der Interessenvertretung der Nutzer*innen und der Förderung des Gedankens der Mitwirkung in den einzelnen Abteilungen.

Analog zu den Nutzersprecher*innen, wird im Wohnhaus Schwanensee ein Bewohnerbeirat und in der WfbM Werkforum ein Werkstattrat und eine Frauenbeauftragte gewählt.

2. Nutzersprecher*innen-Konferenz (NSK)

In der NSK treffen sich die Nutzersprecher*innen der Abteilungen regelmäßig sechsmal pro Jahr. Die NSK setzt sich für sozialpsychiatrische Anliegen und für die Bedürfnisse der Nutzer*innen ein und fördert die Mitbestimmungsrechte im KIELER FENSTER.

Neben dem Informations- und Erfahrungsaustausch unter den Nutzersprecher*innen und der gegenseitigen Unterstützung, gehören die Anregung von Verbesserungen, die Bearbeitung abteilungsübergreifender Themen und die Erarbeitung von Stellungnahmen zu den Aufgaben der NSK. Die NSK ist ein fester Bestandteil der Gremienstruktur innerhalb des Qualitätsmanagementsystems des KIELER FENSTER.

3. Beschwerderat

Der unabhängige interne Beschwerderat des KIELER FENSTER bearbeitet Beschwerden, die von Nutzer*innen, Angehörigen, sowie von anderen Menschen eingereicht wurden. Ziel ist es, die Beschwerde aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und eine einvernehmliche Lösung zwischen allen Beteiligten herbeizuführen.

Der Beschwerderat besteht aus 2 Nutzersprecher*innen als Delegierte der NSK, 1 bis 2 Angehörigen, 1 bis 2 neutralen Vertreter*innen, 1 hauptamtlichen Mitarbeiter*in,1 Vertreter*in des Vorstands und 1 Vertreter*in des Aufsichtsrats.

4. Qualitätskonferenz

Die Qualitätskonferenz ist ein zentrales Beratungsgremium innerhalb des Qualitätsmanagements des KIELER FENSTER und trifft sich einmal pro Jahr. Zwei Delegierte der Nutzersprecher*innenkonferenz (NSK) sind vertreten, um die Sichtweise der Nutzer*innen einzubringen. Aufgaben der Qualitätskonferenz sind die Diskussion, Initiierung und Begleitung von grundlegenden Veränderungen und neuen Entwicklungen sowie die Begleitung und Optimierung der Qualität der Arbeit im KIELER FENSTER.

5. Zufriedenheits-Befragung (Benchmarking)

Das KIELER FENSTER führt alle 2 Jahre eine anonyme und freiwillige Zufriedenheitsbefragung der Nutzer*innen (und der Mitarbeiter*innen) durch. Wir beteiligen uns damit an der Bechmarking-Gruppe Schleswig-Holstein/Hamburg, in der sich Einrichtungen/Organisationen miteinander vergleichen. Dadurch können wir Stärken und Schwächen unserer Angebote erkennen und Verbesserungsprojekte entwickeln und durchführen. Die Sichtweise und Erfahrungen der Nutzer*innen sind eine wesentliche Grundlage in diesem Prozess der stetigen Weiterentwicklung.

6. EX-IN-Genesungsbegleitung/Partizipationsbüro

Seit Mitte 2018 beschäftigt das KIELER FENSTER mehrere Genesungsbegleiter*innen, die eine EX-IN-Ausbildung absolviert haben. EX-IN steht als Abkürzung für den englischen Begriff „Experienced Involvement“ und bedeutet übersetzt „die Beteiligung Erfahrener“. Das Konzept steht für die Mitwirkung von Experten durch Erfahrung in (sozial-)psychiatrischen Organisationen. Weitere Infos dazu finden Sie auch auf der Website des Vereins EX-IN Deutschland e.V.

Unser Ziel im KIELER FENSTER ist es, das Erfahrungswissen von Menschen, die selbst psychische Krisen durchlebt haben, in unsere Arbeit mit einzubeziehen. Dadurch fördern wir ein erweitertes Verständnis über psychische Erkrankungen und erhalten wertvolles Wissen über genesungsfördernde Faktoren für unsere Angebote.

Aktuell sind 3 EX-IN’ler im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung im KIELER FENSTER tätig. Mit dem Partizipationsbüro in der Hamburger Chaussee 4 steht den EX-IN-Kräften und weiteren engagierten Nutzer*innen ein eigenes kleines Büro zur Verfügung. Perspektivisch möchten wir den Einsatz von EX-IN‘lern im KIELER FENSTER gerne weiter verstärken und ausbauen.

7. Weitere Mitwirkungs- und Mitarbeitsmöglichkeiten

Neben den oben beschriebenen Bereichen gibt es weitere Möglichkeiten aktiv im KIELER FENSTER mitzuwirken bzw. mitzuarbeiten. Dazu zählen unter anderem Gruppenangebote wie z.B. die AG Öffentlichkeitsarbeit (Antistigma-Arbeit) oder Selbsthilfe- und Recoverygruppen. Ebenfalls herzlich willkommen ist ehrenamtliches Engagement z.B. im Auf- und Abbauteam oder im Ambulanten Zentrum. Dort bestehen auch Zuverdienstmöglichkeiten im Rahmen beschützter Beschäftigung am Tresen im Café Lü, im Reinigungsbereich und im Garten.

Warum ist uns die Partizipation und Mitwirkung der Nutzer*innen im KIELER FENSTER wichtig?

  • Wir möchten Menschen mit psychischen Erkrankungen ermutigen und unterstützen, sich für ihre Belange einzusetzen.
  • Durch die Mitwirkung stärken wir die Selbstbestimmung, Selbstverantwortung und die Selbstbefähigung der Nutzer*innen (Empowerment) und damit ihre Autonomie.
  • Ebenso fördern wir durch die Beteiligungsmöglichkeiten die gesellschaftliche und soziale Teilhabe der einzelnen Menschen, wie es auch in der UN-Behindertenrechtskonvention gefordert ist.
  • Durch die Ausrichtung der Angebote des KIELER FENSTER an den Erfahrungen und den Bedürfnissen der Nutzer*innen steigern wir die Qualität unserer Arbeit.

Wir unterstützen Partizipation und Mitwirkung auf mehreren Ebenen

1. Individuelle Ebene:

Beteiligung auf der individuellen, persönlichen Ebene der Behandlung, Betreuung, Begleitung und Unterstützung in der Wahrnehmung der Beteiligungsmöglichkeiten.

Wir beziehen die Wünsche und Lebensvorstellungen der Nutzer*innen in die Ausgestaltung der Unterstützungsleistungen mit ein. Dies geschieht z.B. über eine individuelle Hilfeplanung oder die Formulierung von individuellen Behandlungszielen.

2. Institutionelle Ebene:

Einbeziehung der Sichtweisen und Erfahrungen der Nutzer*innen in die Planung, Ausgestaltung und Bewertung der Angebote.

Wir führen regelmäßig Befragungen der Nutzer*innen zu ihrer Zufriedenheit durch und beteiligen Nutzer*innen an relevanten Gremien zur Qualitätsentwicklung wie z.B. der Qualitätskonferenz.

Wir beschäftigen Psychiatrie-Erfahrene-Menschen als bezahlte EX-IN- bzw. Peer-Mitarbeitende in unseren Einrichtungen. Die Einbeziehung ihres Erfahrungswissens z.B. zu förderlichen bzw. hinderlichen Strukturen ist uns wichtig.

3. Strukturelle Ebene:

Einbezug der Interessen und Meinungen von Betroffenen auf regionaler Ebene.

Wir unterstützen Nutzer*innen aktiv sich in Kieler Gremien wie z.B. dem Beirat für Menschen mit Behinderungen oder dem Gemeindepsychiatrischen Verbund einzubringen. Dies geschieht z.B. über Fortbildungen, persönliche Förderung und Begleitung.

Das verstehen wir unter Partizipation

Je nach Thema und Art der Entscheidung kommen im KIELER FENSTER verschiedene Formen der Partizipation und Mitwirkung zur Anwendung:

  • Information: Die Mitarbeiter*innen informieren über Entscheidungen. Die Nutzer*innen informieren sich über die Entscheidungen und die Hintergründe.
  • Mitsprache: Vor Entscheidungen werden die Nutzer*innen informiert, angehört und nach ihrer Meinung gefragt. Es findet ein Austausch über die unterschiedlichen Meinungen und Sichtweisen statt.
  • Mitbestimmung: Auf der Grundlage von Information, Anhörung und Diskussion findet eine Abstimmung statt. Bei diesem Verfahren ist es wichtig, dass festgelegt ist, wer eine Stimme hat und welche Stimmenverhältnisse zu einer Entscheidung führen.
Beteiligungskreis-nach-Pluto
Partizipation im Beteiligungskreis (nach Liane Pluto, 2007)

Wir orientieren uns auch am Modell des Beteiligungskreises (nach Liane Pluto, 2007), um die geeignete Form der Partizipation für eine konkrete Entscheidung auszuwählen. Der Beteiligungskreis umfasst die Dimensionen „Mitdenken, Mitreden, Mitplanen, Mitentscheiden, Mitgestalten und Mitverantworten“.

Eine gekürzte Version dieses Textes können Sie als Faltblatt im PDF-Format herunterladen.

Bei Fragen zum Thema Partizipation und Mitwirkung steht Ihnen Daniel Hoppmann (Fachreferent KIELER FENSTER) unter d.hoppmann@kieler-fenster.de oder Tel. 0431 64980-13 gerne zur Verfügung.